Oper & Demokratie: Transatlantische Gespräche & Konzerte
Das Thomas Mann House und Musikwissenschaftler Kai Hinrich Müller, 2023 Fellow, laden zu einer transatlantischen Gesprächs- und Konzertreihe ein, die sich jener Kunstform widmet, die auch für Thomas Mann eine große Leidenschaft war: die Oper. Im Zentrum steht ihr demokratisches Potenzial, das in verschiedenen Veranstaltungen in den USA und Deutschland erkundet wird. Wie kann Oper zu einer vielfältigen und inklusiven demokratischen Gemeinschaft beitragen? Die Reihe wird vom Thomas Mann House in Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen in den Vereinigten Staaten und Deutschland veranstaltet.
„Es ist ebendiese Idee von Kunst und Kultur, die den Kampf um demokratische Werte vorantreibt und das Programm der Veranstaltung im TMH bestimmt.”
– Sophie-Charlotte Opitz (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Die Serie
Ausgangspunkt der Veranstaltungsreihe ist die Erinnerung an die Wiedereröffnung der legendären Berliner Krolloper nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1924, die eines der führenden Opernhäuser der Zwischenkriegszeit war und heute ein Symbol für die Erneuerung der Oper im 20. Jahrhundert sowie für den Kampf um demokratische Werte in Zeiten der Krise ist. Podiumsdiskussionen mit internationalen Wissenschaftler:innen und Künstler:innen widmen sich der Geschichte dieser prestigeträchtigen Institution und fragen nach den mannigfaltigen Beziehungen von Oper und Demokratie in der heutigen Zeit. Im Zentrum stehen das demokratische Potenzial der Oper und ihre möglichen Beiträge zu einem vielfältigen und inklusiven Miteinander. Diskutiert werden u. a. Aspekte der Demokratisierung von Oper, Fragen von Macht und Repräsentation, neue Formate, Besetzungs- und Programmpolitik, Erwartungen des Publikums sowie wissenschaftliche Herausforderungen und die Möglichkeiten der Institution, gerade auch verfolgten und unterrepräsentierten Künstler:innen eine Stimme zu geben. Begleitende Konzerte stellen Auszüge aus selten aufgeführten Bühnenwerken vor, teils von verfolgten Künstler:innen, teils aus Archiven als Weltpremieren. Weitere Informationen zu allen Veranstaltungen finden Sie weiter unten.
Events
Oper & Demokratie I
Ort: Thomas Mann House, Los Angeles
Musik: Kurt Weill: Der Jasager / Werke von Richard Wagner, Lily Reiff, Edmond Dédé
Ausführende: Kaleidoscope Chamber Orchestra, Jan Vogler, Umi Garrett
Keynotes: Joy Calico, Michael Steinberg
Im Gespräch: Daniela Smolov Levy, Kira Thurman, Alex Ross, moderiert von Kai Hinrich Müller
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Oper & Demokratie II: Den gewaltsam Verstummten zuhören ...
Ort: Bayerische Akademie der Schönen Künste / Bayerische Staatsoper, München
Musik: Viktor Ullmann: Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke / Gideon Klein: Streichtrio (1944)
Ausführende: Susanne Gargerle, Tilo Widenmeyer, Allan Bergius, Noa Beinart, Robert Dölle, Vladimir Jurowski
Im Gespräch: Lydia Grün, Vladimir Jurowski, Kai Hinrich Müller, moderiert von Andrea Thilo
In Kooperation mit der Bayerischen Staatsoper und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
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Oper & Demokratie III: Demokratieförderung an der HfMT – Musikwissenschaft und Musikpädagogik im Fokus
Ort: Hochschule für Musik und Tanz Köln, Kammermusiksaal
Musik: Jan-Hendrik Herrmann
Im Gespräch: Antje Valentin, Nora Pempel, Andreas Niessen, Lukas Schumacher / Johann Honnens, Sabine Meine, Kristina Preis, Hannah Kopp, moderiert von Marco Lombardi
Mit freundlicher Unterstützung durch: Förderfonds | Engagement für Vielfalt, Toleranz und Demokratie an der HfMT
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Oper & Demokratie IV: Listening to Exile
Orte: 1014 – space for ideas, Goethe-Institut, Austrian Cultural Forum New York, Leo Baeck Institute, Center for Jewish History
Musik: Rosy Geiger-Kullmann: Auszüge aus Emanuela, Ritter Lanzelot und Columbus (Weltpremiere) / Paul Aron: Exil-Lieder / Ernst Toch (arr. Paul Aron): Edgar & Emily / Ruth Schonthal: Auszüge aus Princess Maleen / Erich Zeisl: Auszüge aus Hiob / Werke von Tania León, Ursula Mamlok und Alyssa Regent
Ausführende: Ellie Pope, Toby Banks, Benjamin Warschawski, Benjamin Sokol, Elliot Roman, Weiyu Wang, Rea Abel, Clara Cho und weitere / New Chamber Ballett (Choreografie: Miro Magloire)
Im Gespräch: Michael Steinberg, Brigid Cohen, Gracia Golden (Artistic Freedom Initiative), Kai Hinrich Müller, moderiert von Olivia Al-Slaiman
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Oper & Demokratie V
Orte: Palais im Großen Garten, Dresden
Musik: Rachel Danziger: Ausschnitte aus Die Dorfkomtesse / Amélie Nikisch: Ausschnitte aus Meine Tante, Deine Tante
Ausführende: Nefeli Spyropoulou, Ekaterina Krovateva, Bálint Németh, Friedemann Gottschlich, Benjamin Hewat-Craw, Alexander Breitenbach
In Kooperation mit den Dresdner Musikfestspielen, Musica non grata und der Terezín Music Academy
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Oper & Demokratie VI
Ort: Online
Im Gespräch: Philip Miller, Tshegofatso Moeng, Allison Smith, Kai Hinrich Müller, Joy Calico und Joshua Tolulope David.
Eine Veranstaltung des Black Opera Research Networks.
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Oper & Demokratie VII
Ort: Bayreuther Festspiele, Festspielhaus Bayreuth, Probebühne 4
Thema: Wagner am Broadway
Keynote und Gespräch: Kai Hinrich Müller, Patrick Hahn
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Oper & Demokratie VIII
Ort: Brown University, Providence
Musik: Darius Milhaud: Ausschnitte aus Esther de Carpentras / Scaramouche / La création du monde / Videokunst von Steven Subotnick
Ausführende: Michal Friedländer, Hagar Sharvit, Angeline Sun, Consuelo Sherba, Lois Finkel, Katherine Winterstein, Daniel Harp
Keynotes: Kai Hinrich Müller, Katharina Galor
Im Gespräch: Gayle Murchison, Edwin Seroussi, Samuel Turjman Thomas, moderiert von Katharina Galor
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Oper & Demokratie IX
Ort: Bauhaus-Archiv – Museum für Gestaltung, Berlin / temporary
Musik: Marc Blitzstein: Ausschnitte aus Parabola and Circula (Weltpremiere) / Cathy Milliken: Songs from Driving with Fatima
Ausführende: Michal Friedländer, Karl-Heinz Steffens und weitere
In Kooperation mit bauhaus music weekend 2024
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Oper & Demokratie X
Ort: LichtwarkTheater, Hamburg
Musik: Ernst Krenek: Der Diktator / Ausschnitte aus Pallas Athene weint
Ausführende: Mitglieder der Staatsoper Hamburg, Volker Krafft
Unter dem Patronat von Generalmusikdirektor Kent Nagano
Eine Zusammenarbeit des Thomas Mann House, Los Angeles mit der Staatsoper Hamburg und der Körber-Stiftung.
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„Die neue Reihe des Thomas Mann House kommt zur rechten Zeit: Allenthalben brodelt und brennt es auf der Welt.“
– Marco Frei (Bayerische Staatszeitung)
Über Die Krolloper
Sie mögen unser Opernhaus schließen, doch die Idee können sie nicht töten, erklärte Otto Klemperer nach der Schließung der Berliner Krolloper, die heute wie kaum eine andere Institution für die Nähe von Politik und Kunst steht, für künstlerische Innovationen ebenso wie für den Kampf um demokratische Werte. Im 19. Jahrhundert wurzelnd, erlebte sie am 1. Januar 1924 mit Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg ihre moderne Wiedergeburt, zunächst als Zweigstelle der Berliner Staatsoper, dann als eigenständiges Haus unter Klemperers Leitung (1927–31), der sie zu einer künstlerischen Ikone machte. Als Hort der Opern-Avantgarde im „Schnittpunkt gesellschaftlicher und künstlerischer Interessen“ (Thomas Mann) verfolgte die Krolloper die Idee einer Oper für jeden Tag, für alle, getragen von sozialdemokratischer Politik und im Einklang mit den demokratischen Errungenschaften der Weimarer Republik. Zunehmend reaktionären Kräften ein Dorn im Auge, wurde sie 1931 zur Schließung gezwungen. Ihre musikalische Glanzzeit kam damit zu einem Ende, ihre tragische Geschichte jedoch nicht: Nach dem Reichstagsbrand diente „die Kroll“, die heute ein wichtiger Ort für die Demokratie- und Kulturgeschichte ist, als Sitz des letzten Parlaments. Es war hier, dass 1933 die Weimarer Republik durch die Nationalsozialisten zu ihrem Ende kam. Viele Kroll-Künstler wurden verfolgt und ins Exil getrieben, darunter Otto Klemperer, der in die USA emigrierte und Musikdirektor des Los Angeles Philharmonic wurde.
Über Kai Hinrich Müller
Geleitet wird die Serie von Thomas Mann Fellow Kai Hinrich Müller, der an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Musikwissenschaft, BWL und Rechtswissenschaft studierte und 2013 mit einer Arbeit zur Geschichte der Alte-Musik-Bewegung promoviert wurde. 2022 folgte seine Habilitation. Er beschäftigt sich in seiner Forschung mit Richard Wagner und seiner Rezeption im Bayreuther Kreis sowie der völkischen Bewegung, mit Formen von Antisemitismus in der Musikgeschichte, dem Musikleben der Zwischenkriegs- und insbesondere NS-Zeit sowie der transatlantischen Operngeschichte mit besonderem Blick auf das amerikanische Exil. Er lehrt an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, leitet Projekte im In- und Ausland und ist wissenschaftlich-künstlerischer Leiter der Terezín Music Academy im ehemaligen Ghetto Theresienstadt und des Bauhaus Music Weekend.