Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

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© Feuchtwanger Memorial Library / USC

Im Jahr 1927 baute die Los Angeles Times in Zusammenarbeit mit den Investoren Arthur A. Weber und George Ley ein Musterhaus in Pacific Palisades. Das Projekt sollte wohlhabende Käufer überzeugen, sich in einem Teil von Los Angeles niederzulassen, dessen Straßen noch aus Schotter waren und von Schulen, Märkten und medizinischer Versorgung noch weit entfernt waren. Der Fortschritt des neuen Hauses wurde wöchentlich in der Times festgehalten.

Heute ist dieses Haus, die Villa Aurora, zu einem Hort des kulturellen Lebens geworden, aber die Reise dorthin war beschwerlich und ist eine für LA typische Geschichte des Exils, künstlerischer Kreativität, globaler Verbindungen, Bildung und – natürlich – des Immobilienmarkts.

Gebaut wurde die Villa Aurora, die oberhalb des Sunset Blvd. auf der Fahrt zum Meer zu sehen ist, im spanischen Kolonialstil mit 14 Zimmern und 622 qm auf einem 1.765 qm großen Grundstück.

Der Investor, Arthur A. Weber, reiste nach Andalusien und ließ sich von der Kathedrale von Teruel in der Nähe von Sevilla inspirieren. Um die europäische Atmosphäre des Hauses zu vervollkommnen, wurden hölzerne Decken aus Spanien verschifft und ein Renaissancebrunnen aus der Toskana importiert. Zu den lokale Einflüssen zählten die Wände aus kalifornischem Redwood und Fliesen der Malibu Tile Company.

Das Haus wurde seinerzeit mit den neuesten technischen Annehmlichkeiten ausgestattet, wie einem elektrischen Garagentor und einem Müllverdichter. Auch eine Theater-Orgel, die bei der Projektion von Stummfilmen zum Einsatz kam, war Teil des Designs.

Villa Aurora im Jahr 1928 (© Feuchtwanger Memorial Library / USC)

Solche Annehmlichkeiten bewahrten die ersten Bewohner – den Investor Weber und seine Familie – nicht vor harten Zeiten. Nach dem Börsencrash von 1929 waren die Webers gezwungen, das Haus von der Bank zu mieten. 1939 mussten sie ausziehen und das Haus blieb für die folgenden vier Jahre unbewohnt. 1943 kauften schließlich Lion und Marta Feuchtwanger das Haus zu einem Preis von 9.000 US-Dollar.

Als die Feuchtwangers einzogen, war das Haus so verfallen, dass sie – Martas Oral History zufolge – ihre ersten Nächte in Schlafsäcken im Garten verbrachten. Einer ihrer Nachbarn, ein großer Verehrer von Lions Büchern, schickte einen Handwerker, um sie zu unterstützen, die Villa wieder in einen bewohnbaren Zustand zu bringen.

Bald wurde die Villa Aurora zu einem Treffpunkt deutschsprachiger Emigranten in Los Angeles. Die Feuchtwangers veranstalteten regelmäßig Lesungen, Konzerte und Empfänge. Zu den Gästen gehörten Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Bruno Frank, Charlie Chaplin, Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel, Hanns Eisler, Ernst Toch und viele weitere Künstler und Intellektuelle.

Bevor er in den Vereinigten Staaten ankam, hatte Lion bereits zwei Bibliotheken verloren – die Nationalsozialisten hatten 1933 sein Haus und seine Bibliothek in Berlin beschlagnahmt, und 1940 war er erneut gezwungen, eine zweite Sammlung in Sanary-sur-Mer in Frankreich zurückzulassen.

Unter den 30.000 Bänden aus Feuchtwangers letzter Bibliothek sind viele wertvolle Bücher zu finden: Eine Nürnberger Chronik aus dem Jahr 1493, Goya-Drucke und Sammlerstücke wie Briefe von Napoleon sowie eine unterzeichnete Erstausgabe eines Buches von Voltaire. Feuchtwanger führte auch Verweissammlungen für sämtliche seiner Bücher. 22.000 Bände dieser Bibliothek stehen noch heute in der Villa Aurora. Nach dem Tod von Lion Feuchtwanger im Jahre 1958 wurde Marta zur Verwalterin des Bestandes. Im Jahr 1959 vermachte sie das Haus und die Bibliothek der University of Southern California (die 8.000 wertvollsten Bücher sind heute in der Feuchtwanger Memorial Library der USC untergebracht). Marta lebte in der Villa Aurora bis zu ihrem Tod 1987.

Das Haus wäre in den Hügeln Los Angeles verfallen, hätten sich nicht deutsche Schriftsteller und Denker, die dessen Bedeutung erkannten, seine Rettung in Gang gesetzt. Im Jahr 1989 kaufte eine gemeinnützige Organisation in Berlin, die Freunde und Förderer der Villa Aurora, das Haus von der USC und beauftragte den Architekten Frank Dimster, einen Professor für Architektur an der USC mit deutsch-rumänischen Wurzeln, mit der Renovierung.

Dimster war erfahren im Umgang mit Häusern fortgeschrittenen Alters, aber die Villa Aurora, an der in den zurückliegenden Jahrzehnten nur gelegentliche Reparaturen vorgenommen worden waren, stellte auch ihn vor große Herausforderungen.

Das ganze Haus wurde angehoben und auf ein solides Fundament gesetzt. Der Hang wurde durch Zementpfeiler abgestützt, die Heizungsanlage und die Rohre wurden ersetzt und das ganze Haus neu verkabelt. Nach den Renovierungsarbeiten wurde die Villa Aurora in die Liste historischer Baudenkmäler in Kalifornien aufgenommen.

Seit 1995 dient die Villa Aurora nun als Künstlerresidenz für Schriftsteller, Filmemacher, Bildende Künstler, Komponisten und Performancekünstler. Sie wird vom Auswärtigen Amt und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Die Stipendiaten und die Freunde und Förderer der Villa Aurora haben es zu einem wichtigen kulturellen Treffpunkt in der Region gemacht.

Ursprünglich von Zócalo Public Square veröffentlicht