News |Thomas Mann Fellows 2025

Über Grenzen hinweg – Diese Thomas Mann Fellows erhalten im Jahr 2025 einen Stipendienaufenthalt in Los Angeles

Berlin/Los Angeles am 08.10.2024Vierzehn herausragende Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Kultur arbeiten 2025 im Thomas Mann House in Los Angeles an Fragestellungen zum Thema „Across Boundaries“.

Im Jahr des 150. Geburtstags von Thomas Mann loten vierzehn Thomas Mann Fellows aus den Bereichen Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Kultur aus, was uns als Gesellschaft trennt und verbindet – und welche kreativen und interdisziplinären Ansätze es gibt, um einen zugänglicheren öffentlichen Diskurs in einer liberalen Demokratie zu ermöglichen. Während ihrer mehrmonatigen Aufenthalte im ehemaligen Exilwohnsitz der Familie Mann, dem Thomas Mann House, werden sie im Austausch mit US-amerikanischen Kulturschaffenden, Wissenschaftler:innen und der Öffentlichkeit an ihren Projekten zum Jahresthema „Across Boundaries“ arbeiten.

Diese zwölf Fellows wurden vom unabhängigen Beirat des Thomas Mann House für Aufenthalte im kommenden Jahr nominiert: die Autorin Hila Amit, die Journalistin Susanne Beyer, die Islamwissenschaftlerin Sonja Hegasy, der Journalist Uwe Jean Heuser, der Unternehmensberater Rana Deep Islam, die Journalistin Sandra Kegel, der Soziologe Nils Christian Kumkar, der Regisseur und Dramaturg Johannes Müller, der Comedian und Autor Oliver Polak, der Professor für Gesundheitswissenschaften und Technologie Robert Riener, die Autorin Margaryta Surzhenko und der Kurator und Konzertgestalter Steven Walter.

Darüber hinaus werden als Honorary Fellows im Jahr 2025 die Philosophin Susan Neiman und der Jurist und Journalist Ronen Steinke am Thomas Mann House zu Gast sein.

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Das Thomas Mann House | Foto: Mike Kelley

In ihren Projekten beschäftigen sich die Fellows mit folgenden Themen:

Während ihres Fellowships erforscht Hila Amit Vorstellungen von einer „jüdischen Heimat“ angesichts antidemokratischer Prozesse in Israel und globalem Antisemitismus. Sie wird mit queeren amerikanischen Jüd:innen sprechen und „jüdische Zugehörigkeit“ in den heutigen USA untersuchen.

Kann Mediation die Demokratie stärken? Dieser Frage geht Susanne Beyer im Rahmen ihres Fellowships am Thomas Mann House nach. Wie lassen sich Mediationskonzepte auf Debattenkulturen anwenden? Und wie können wir insbesondere journalistische Formate entwickeln, die zu Perspektivwechseln anregen und uns zum Ausbalancieren von Interessen ermuntern?

Während ihres Fellowships befasst sich Sonja Hegasy mit bisher nicht beachteten (säkularen) jüdisch-muslimischen Solidaritätsnetzwerken und intellektuellen Debatten in Zeiten von rechten Ideologien und Terrorismus. Ihr Vorhaben leistet einen Beitrag zur Sichtbarkeit und Selbstwirksamkeit jüdisch-muslimischer Allianzen.

Uwe Jean Heuser wird sich am Thomas Mann House mit dem Klimadiskurs beschäftigen, der stark ideologisiert ist und häufig zu Konflikten führt anstatt unterschiedliche Standpunkte zu vereinen. Er wird sowohl in Deutschland als auch in den Vereinigten Staaten nach neuen transatlantischen Ansätzen suchen, die die Grundlage für ein Narrativ der Klimawende schaffen können, das eine größere Anzahl von Menschen anspricht.

Während seines Fellowships setzt sich Rana Deep Islam mit der Frage auseinander, welche Rolle der Wirtschaft für die Aufrechterhaltung unserer demokratischen Gesellschaftsordnung zukommt. Dem Thema nähert er sich aus transatlantischer sowie intersektoraler Perspektive, er befasst sich mit der Schnittstelle zwischen dem privaten und staatlichen Sektor.

Sandra Kegel untersucht während ihres Fellowships, inwieweit der Niedergang der (Lokal-)Presse Populismus und Misstrauen in demokratische Strukturen befördert und welche Lehren sich für die deutsche Zeitungslandschaft aus den Befunden ziehen lassen. Auch der Einsatz von KI in Medienhäusern und die Folgen für das journalistische Ökosystem sollen betrachtet werden.

Im Rahmen des Fellowships am Thomas Mann House untersucht Nils Christian Kumkar Verschwörungstheorien als spezifische Grenzziehungspraxis in scheinbar unbegrenzten Kommunikationsräumen. Er wirft einen Blick darauf, wie Verschwörungstheorien den politischen Diskurs des populistischen Moments dies- und jenseits des Atlantiks strukturieren.

Müsste eine politisch wirksame Kunst nicht eine Kunst sein, die viele Menschen anspricht? Dieser Frage geht Johannes Müller am Thomas Mann House nach. Er blickt auf die Produktionsformen der Entertainment-Industrie in den USA und untersucht, wie sich Kunst und Populärkultur dort zueinander verhalten, um daraus abzuleiten, wie dieses Verhältnis in Deutschland neu zu denken sein könnte. Johannes Müller wurde bereits 2022 vom unabhängigen Beirat für ein Fellowship am Thomas Mann House ausgewählt und holt dieses im Jahr 2025 nach.

Am Thomas Mann House entwickelt Oliver Polak eine Show für Comedy Clubs in Los Angeles, die thematisiert, wie er als Sohn eines KZ-Überlebenden und einer russischen Immigrantin Deutschlands einziger jüdischer Standup Comedian wurde. Diesen Prozess wird er tagebuchartig festhalten und dabei Resonanzräume schaffen, Vorurteile abbauen (auch seine eigenen) und humoristische Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede der verschiedenen Kulturen in den USA gegenüber den ihm eigenen vielfältigen Identitäten reflektieren.

Als Fellow des Thomas Mann House blickt Robert Riener auf aktuelle technologische Trends im Bereich von KI und Robotik und ihre möglichen positiven und negativen Auswirkungen auf Personen mit oder ohne Behinderung sowie auf die Gesellschaft insgesamt. Sein Vorhaben soll einen Beitrag zu einem Dialog über den angemessenen Einsatz neuer Technologien in unserer Gesellschaft leisten.

Margaryta Surzhenko reflektiert während ihrer Zeit in Los Angeles ihre Erfahrungen mit dem Krieg in der Ukraine und den Besonderheiten des Lebens im multikulturellen Deutschland unter Ergänzung einer transatlantischen Perspektive. Sie verarbeitet diese Gedanken in Prosaform, wobei sie den Fokus auf ein Eintreten für demokratische Werte und eine die Menschen verbindende Kommunikationskultur legt.

Steven Walter untersucht während seines Fellowships am Thomas Mann House die zeitgenössische Kunstmusik-Szene in den USA im transatlantischen Kontext. Was kann insbesondere die deutsche Kunstmusik-Szene von den amerikanischen Entwicklungen lernen?

Die Auswahl der Fellows traf der unabhängige Beirat des Thomas Mann House: Dr. Cathleen Fisher (Politologin), Alice Hasters (Autorin und ehemalige Thomas Mann Fellow), Prof. Dr. Peter Jelavich (Professor für Geschichte an der Johns Hopkins University), Esra Küçük (Vorstand der Allianz Foundation), Georg Mascolo (Journalist und Publizist), Dr. Michaela Muylkens (Mitglied des Vorstands der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung), Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Medienwissenschaftler und ehemaliger Thomas Mann Fellow), Alex Ross (Journalist The New Yorker, Mitglied des US-Advisory Boards des TMH) und Prof. Dr. Bernhard Schölkopf (Informatiker und ehemaliger Thomas Mann Honorary Fellow).

Die Berthold Leibinger Stiftung, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie das Auswärtige Amt finanzieren die Thomas Mann Fellowships. Der gemeinnützige Verein Villa Aurora & Thomas Mann House wird vom Auswärtigen Amt, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Goethe-Institut gefördert

Der Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. fördert als unabhängiger und parteipolitisch ungebundener Mittler der Bundesrepublik Deutschland den geistigen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika. Der gemeinnützige Verein vergibt Stipendien in den beiden Residenzen Villa Aurora und Thomas Mann House in Pacific Palisades, einem Stadtteil von Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien, und veranstaltet Kulturprogramme in den Vereinigten Staaten und in Deutschland. Er hält die Erinnerung an die europäische Exilgeschichte in Kalifornien wach, vermittelt ein zeitgemäßes, vielfältiges Deutschlandbild und ermöglicht ein gemeinsames Nachdenken über gesellschaftliche, kulturelle und politische Herausforderungen.

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