News |Zum Tod von Berthold Leibinger

Der Unternehmer und Mäzen Berthold Leibinger verstarb am 16. Oktober 2018 im Alter von 87 Jahren in Stuttgart. Das Team und der Vorstand des Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. betrauern diesen großen Verlust und wünschen seiner Familie, seinen Freunden und Kollegen viel Kraft.

Der Verein ist Berthold Leibinger zu großen Dank verpflichtet. Es waren seine Liebe zur Literatur und speziell zu Thomas Mann und seine guten transatlantischen Beziehungen, die die von ihm gegründeten Berthold Leibinger Stiftung bewogen, dem Thomas Mann House eine Förderzusage in Höhe von insgesamt 3,5 Millionen Euro auszusprechen. Die Stiftung finanziert nicht nur die Einrichtung des Hauses, in dem der Schriftsteller und Nobelpreisträger zehn Jahre lang lebte, sondern auch die Ausstattung der Bibliothek sowie eine Publikation zu den literarischen und politischen Aktivitäten des Schriftstellers während seines Exils. Daneben fördert die Stiftung die Thomas Mann  Fellowships für Intellektuelle, Vertreter der Wirtschaft, Medienschaffende und Wissenschaftler aus Deutschland mit dem Ziel, in die amerikanische Gesellschaft hineinzuwirken.

Berthold Leibinger | Quelle: Berthold Leibinger Stiftung

Die geistige Verbindung mit Amerika, das Wesen der Demokratie, der Erhalt der Freiheit des Denkens, sind doch stets gefährdete Reichtümer. Die Bemühung darum muss immer bleiben. – Berthold Leibinger

Am 26. November 1930 geboren, begann Berthold Leibinger nach dem Krieg eine Lehre zum Chirurgie-Mechaniker in der Firma seines Onkels gehörte. Nach dem Abitur im Jahr 1950 und dem Beginn einer Mechaniker-Lehre bei Trumpf wurde er 1951 zum Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule in Stuttgart zugelassen. An die Hochzeit mit seiner Frau Doris im November 1957 schloss sich 1958 ein längerer Aufenthalt in den USA an, während dem er als Entwicklungsingenieur bei der Cincinnati Milling in Wilmington arbeitete.

1961 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und Berthold Leibinger übernahm die Leitung der Konstruktionsabteilung bei Trumpf. Die Jahre in den USA waren prägend für Berthold Leibinger ebenso die Eindrücke auf späteren Geschäftsreisen nach Japan. 1964 wurde Berthold Leibinger in die Geschäftsführung und als Gesellschafter aufgenommen. Die Anteile an der Firma Trumpf erwarb er mit den Erlösen aus seinen Patenten und Lizenzen. Peu à peu übernahm er mehr und mehr Anteile an der Firma Trumpf. Leibingers Erfindungen wie die Aushauschere zur Schweißkantenvorbereitung, die Kopiernibbelmaschine und die Einführungen der numerischen Steuerung bei den Trumpf-Blechbearbeitungsmaschinen waren große Erfolge für die Firma. Heute ist Trumpf der führende Hersteller von Lasern und Weltmarktführer bei Laserwerkzeugmaschinen.

Berthold Leibinger meldete zahlreiche Patente an; 2014 wurde Berthold Leibinger mit 84 Jahren an der Technischen Universität Wien promoviert. Als er 1992 die Berthold Leibinger Stiftung ins Leben rief, gab er ihr vier Stiftungszwecke. Seinen persönlichen Leidenschaften entsprechend waren dies Wissenschaft, Kultur, Kirche und Soziales. Berthold Leibinger verstand sich als engagierter Mäzen. Das galt für alle Stiftungsbereiche, also für Literatur, Musik und Soziales genauso wie für Kirche und Wissenschaft.

In seine Stiftung hat Berthold Leibinger über die Jahre mehr als 10 Millionen Euro aus seinem privaten Vermögen eingebracht und sie darüber hinaus mit einem Anteil in Höhe von fünf Prozent an der Trumpf GmbH + Co. KG ausgestattet. Damit steht der Name Berthold Leibingers auch über seinen Tod hinaus für die aktive Förderung der Stiftungszwecke.

Berthold Leibinger hat über Jahrzehnte die wirtschaftliche und technische Entwicklung in Deutschland mitgestaltet. Er hat die Internationalisierung des Mittelstandes vorangetrieben und war ein gefragter Berater der Politik. Er bekleidete zahlreiche Ämter in der Wirtschaft. So war er Präsident der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Neckar in Stuttgart, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer, Vorsitzender des Beraterkreises Innovationsforum Baden-Württemberg, Mitglied des Präsidiums des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und Vorsitzender des Innovationsbeirats der Landesregierung Baden-Württemberg. In den Aufsichtsräten u.a. von BASF, der Deutschen Bank und von BMW brachte er sein Wissen ein.

1980 wurde Berthold Leibinger mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet, 2006 erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Das Land Baden-Württemberg ehrte ihn im Jahr 2000 mit der Großen Staufermedaille in Gold. Weitere Auszeichnungen waren 2003 der Preis Soziale Marktwirtschaft der Konrad-Adenauer-Stiftung, 2005 der Werner-von-Siemens-Ring, 2008 der Deutsche Gründerpreis der Start-up-Initiative (Kategorie Lebenswerk), 2011 der Arthur L. Schawlow Award, 2013 der Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin und 2014 der Aachener Ingenieurspreis. 2016 erhielt er den Orden der Aufgehenden Sonne am Halsband, goldene Strahlen von der japanischen Regierung.

Weitere Informationen zur Berthold Leibinger Stiftung unter www.leibinger-stiftung.de

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