Freedom from Fear – Ein transatlantischer Dialog über das Menschenrecht auf ein Leben ohne Angst
Mit unserer Videoreihe „Freedom from Fear“ der Berliner Regisseure Florian Giefer und Peter Göltenboth (pet&flo directors) präsentieren wir in vierzehn dialogischen Episoden die Reflexionen prominenter Künstler:innen, Autor:innen, Philosoph:innen und Wissenschaftler:innen aus Los Angeles und Deutschland zum Menschenrecht auf ein Leben ohne Angst. Die ersten sechs Folgen waren im März an der Fassade des STUDIO Я des Gorki Theaters für alle Spaziergänger:innen zu sehen. Online feiert die erste Episode am 4. März auf unserem YouTube-Kanal Premiere.
Während Franklin D. Roosevelt mit seiner Forderung nach „Freedom from Fear“ vor allem die Überwindung von Krieg und Gewalt im Blick hatte, sind es heute die globalen Folgen der Pandemie, der Erderwärmung, der rasanten digitalen Entwicklung und des damit einhergehenden gesellschaftlichen Wandels, die weltweit Ängste auslösen. Als Seismographen unserer Gesellschaft reflektieren u.a. Felicitas Hoppe, Sam Durant, Sasha Waltz, Rosa Barba, Peter Sellars, Mohamed Amjahid, Rainer Forst, Martha Nussbaum und James Conlon die Bedeutung des Rechtes auf ein Leben ohne Angst und suchen nach Antworten, wie Literatur, Kunst, Tanz, Musik, Philosophie und Politik soziale Angst überwinden kann.
Episoden:
Ep. 1 - Felicitas Hoppe
Georg-Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe misst der Angstfreiheit eine höhere Bedeutung zu als der Meinungs- und Religionsfreiheit, da „die Freiheit von Angst oder von Furcht oder Bedrohung eigentlich die Grundvoraussetzung der anderen drei Freiheiten [ist], die Roosevelt propagiert, das heißt wenn ich diese nicht garantieren kann, dann habe ich weder eine Meinungsfreiheit noch kann ich meine Religion ausüben und auch meine existentiellen Grundbedürfnisse werden nicht gesichert sein“.
Ep. 2 - Sam Durant
Der US-amerikanische Multimediakünstler Sam Durant, der in seinen Arbeiten häufig soziale, politische und kulturelle Fragen aufgreift, in dem er an historische Ereignisse oder Bewegungen erinnert, konstatiert: „Wir müssen die Angst überwinden, die uns davon abhält, uns vorzustellen, wie wir negative Zustände wie Verfolgung, Vorurteile, Rassismus ändern können.“
Ep. 3 - Sasha Waltz
In dieser neuen Folge von Freedom from Fear beantwortet Sasha Waltz Sam Durants Frage, ob Tanz helfen kann, Angst zu überwinden.
Bei der Arbeit an einem neuen Stück versucht Sasha Waltz wahrzunehmen, was aktuell in der Gesellschaft passiert und erforscht diese Zustände mit ihrem Tanzensemble. Es muss etwas sein, das sie tief berührt, eine Stimmung, die zur treibenden Kraft für eine neue Choreografie werden kann. "Wir können uns nur befreien, wenn wir die Angst mitnehmen und ihr zuhören."
Ep. 4 - Peter Sellars
In dieser Folge kommt der Theater- und Opernregisseur Peter Sellars zu Wort. Er argumentiert, dass "je mehr man wirklich mit seiner Angst arbeitet, desto mehr kann man jemand anderem helfen, seine Angst zu verarbeiten. Und das ist es, was wir als Künstler tun."
Sehen Sie, wie der international gefeierte Regisseur und Professor am Department of World Arts and Cultures/Dance der UCLA über Sasha Waltz' Frage nach einer spirituellen Übung zur Bewältigung von Angst reflektiert.
Ep. 5 - Rosa Barba
Die bildende Künstlerin und Filmemacherin Rosa Barba (Villa Aurora Fellow 2006) spürt eine neue Rolle der Angst im modernen Leben. Während die Arbeit an Filmen und Kunstprojekten ihr oft hilft, mit ihren eigenen Ängsten fertig zu werden, schlägt sie die "Strategie vor, an die Dinge zu denken, an die man glaubt, und sich einfach daran festzuhalten, um die Angst zu überwinden." Sehen Sie die neue Folge unserer fortlaufenden Serie "Freedom from Fear" mit inspirierendem Material aus Barbas Filmen und Installationen, die ihre Umwelt untersuchen und Geschichten von Orten und Menschen in Erzählungen verweben.
Ep. 6 - Safiya Noble
"Angst ist eine mächtige Emotion, die eine Menge Engagement im Internet antreibt", sagt Safiya Noble in dieser Folge von "Freedom from Fear". Bei 400 Stunden Medien, die jede Minute auf YouTube hochgeladen werden, oder 350.000.000 Fotos, die pro Tag auf Facebook gepostet werden, ist es für menschliche Content-Moderatoren fast unmöglich, Hass und Angst von diesen und anderen Plattformen fernzuhalten. Aber was können wir tun, um Angst und Diskriminierung im Internet einzudämmen?
Safiya Noble ist Professorin an der University of California, Los Angeles in den Departments Information Studies und African American Studies.
Ep. 7 - Mohamed Amjahid
Ep. 8 - Martha Nussbaum
Angst galt schon immer als große Bedrohung für die Demokratie und als besonders anfällig für Manipulation durch Demagogen: In dieser Folge von "Freedom from Fear" nimmt die international anerkannte Philosophin und Holberg-Preisträgerin Martha Nussbaum uns mit auf einen Streifzug durch die Geschichte der Angst im philosophischen und politischen Denken. Für Nussbaum ist keine Angst irrational, aber wir sollten uns fragen: Was gibt wirklich Anlass, uns zu fürchten?
Martha Nussbaum ist die derzeitige Ernst Freund Distinguished Service Professor of Law and Ethics an der University of Chicago.
Ep. 9 - Rainer Forst
In den vergangenen Monaten haben wir in unserer Serie "Freiheit von Angst" das Thema Angst aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. In der heutigen Folge macht sich der Philosoph Rainer Forst Gedanken darüber, wie Angst auch eine produktive Kraft innerhalb einer Gesellschaft sein kann, die zu einer positiven Veränderung beitragen kann: "Ohne Angst, ohne die Erkenntnis dessen, was mit uns geschieht, werden wir kein angemessenes Verhältnis zu diesen Gefahren gewinnen."
Rainer Forst ist Professor für politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt und Thomas-Mann-Stipendiat 2021.
Ep. 10 - James Conlon
"Musik kann für jeden eine zutiefst lebensbejahende Leidenschaft sein." - Der Dirigent James Conlon besuchte das Thomas Mann House, um über das Verhältnis von Angst und Musik in der Gesellschaft nachzudenken. Verpassen Sie nicht James Conlons Gespräch über Angst, Thomas Manns Rolle in der Exilgemeinde von Los Angeles und seine "Recovered Voices"-Initiative in der neuen Folge unserer fortlaufenden Serie "Freedom from Fear".
Conlon ist Musikdirektor der Los Angeles Opera und Chefdirigent des Orchestra sinfonica nazionale della RAI.
Ep. 11 - Feo Aladag
Die Überwindung von Ängsten ist ein wiederkehrendes Thema in Feo Aladags Filmen: „Ich bin fasziniert von Geschichten über Menschen oder Gesellschaften, die trotz ihrer berechtigten Ängste oder Abhängigkeiten sagen: ‚Wie ist die Brücke da raus?‘“
Feo Aladag ist Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin, deren Filme Die Fremde, Zwischen Welten und Der Andere- eine Familiengeschichte zahlreiche nationale und internationale Preise erhielten.
Ep. 12 - Andrew Sean Greer
Pulitzer-Preisträger und Autor Andrew Sean Greer behandelt "Freedom from Fear" ausgehend von seinem eigenen Schreiben und Recherche, aber auch anhand seiner persönlichen Erfahrungen als offen homosexueller Mann in den 80er Jahren. Er setzt sich auch mit dem aktuellen politischen Klima in den USA auseinander und fragt, wie Freiheit von Angst in hochgradig individualistischen Gesellschaften möglich ist.
Andrew Sean Greer ist ein in Kalifornien lebender Autor von Romanen und Kurzgeschichten. Für seinen Roman Less wurde Greer 2018 mit dem Pulitzer-Preis für Belletristik ausgezeichnet.
Ep. 13 - Sergej Newski
"Ich porträtiere Angst nicht, aber ich gehe mit diesem Diskomfort, bestimmter Beengung mit einer Ausgangssituation, um, die vielleicht mithilfe von Musik überwunden wird", sagt Sergej Newski in der neuen Folge von "Freedom from Fear". Aber auch abseits seiner oft humanistischen Kompositionen ist er der Meinung, dass zur Bewältigung der Angst mehr denn je die internationale Zusammenarbeit - nicht nur zwischen Institutionen im Bereich der Musik, sondern auch zwischen Menschen - fortgesetzt oder sogar intensiviert werden muss.
Sergej Newski ist ein vielfach ausgezeichneter russischstämmiger Komponist. Er lebt in Berlin.
Ep. 14 - Armin Müller Stahl
Er ist einer der wenigen deutschen Weltstars: Charakterdarsteller Armin Mueller-Stahl, geboren im Dezember 1930 in Tilsit, Ostpreußen (heute Russland). Seine Filmografie und die Liste seiner Auszeichnungen sind lang und er hat mit den anerkanntesten Regisseur:innen zusammengearbeitet. Bekannt ist Stahl auch für seine Malerei: ausdrucksstarke Bilder von Menschen und Landschaften, die er virtuos interpretiert. Hier zeigt sich der geschulte Blick des akribischen Beobachters, der sich seiner Umwelt mit Neugierde und Sympathie nähert.