Events | The Sound of San Remo Drive: Alex Ross und Hans Rudolf Vaget im Gespräch
Online | 22. November 2020 | 20:00
Wie kein anderer Komponist polarisiert Richard Wagner bis heute Wissenschaft und Publikum. Lange bevor er vom Nationalsozialismus vereinnahmt wurde, wurde Wagner zu einer künstlerischen Ikone für ein breites Spektrum von Gruppen - Sozialisten, Okkultisten, Feministen, Pioniere der Gay Rights-Bewegung, afroamerikanische Intellektuelle -, die ihre Inspiration in Lohengrin, dem Ring der Nibelungen, Tristan und Isolde und Parsifal fanden. Auch der Schriftsteller und Musikliebhaber Thomas Mann war einer von Wagners großen Bewunderern.
Das Leben von Mann ist eng mit Richard Wagner verbunden. Sein Vortrag Leiden und Größe Richard Wagners, den Mann im Februar 1933 hielt, feierte den Komponisten und sein Werk, lenkte aber gleichzeitig die kritische Aufmerksamkeit auf den „dunklen Kult der Vergangenheit“ in Wagners Werk. In direkter Konfrontation mit dem Nationalsozialismus stellte Mann Richard Wagner als Komponisten vor, „der bereits mit einem Fuß auf atonalem Boden steht und der heute sicherlich als Kulturbolschewik bezeichnet werden würde“. Es folgte ein Aufschrei im nationalsozialistischen Deutschland und ein wütender„Protest der Richard Wagner-Stadt München“.
Thomas und Katia Mann emigrierten und betraten setzten fünfzehn Jahre lang keinen Fuß auf deutschen Boden. Aber auch während seines Exils in Pacific Palisades spielte Wagner eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Werken wie Joseph, der Ernährer und Doktor Faustus. Manns Tagebücher berichten von regelmäßigen Abenden mit Aufnahmen von Siegfried und Walküre, Radiosendungen aus der Metropolitan Opera und Konzerten in der Hollywood Bowl.
Der Autor und Musikkritiker Alex Ross (The New Yorker) und der Literaturwissenschaftler Hans Rudolf Vaget (Smith College) kommen ins Gespräch über Thomas Mann und das geistige Erbe Richard Wagners.
Teilnehmer
Alex Ross ist seit 1996 der Musikkritiker für The New Yorker. Sein erstes Buch, The Rest Is Noise: Listening to the Twentieth Century, war Finalist für den Pulitzer-Preis und gewann einen National Book Critics Circle Award. Sein zweites Buch ist die Essay-Sammlung Listen to This. Zuletzt veröffentlichte er das Buch Wagnerism: Art and Politics in the Shadow of Music (Farrar, Straus, Giroux 2020). Ross wurde 2008 zum MacArthur Fellow und 2015 zum Guggenheim Fellow ernannt. Er ist Mitglied des Thomas Mann House Advisory Board Los Angeles.
Hans Rudolf Vaget ist Professor für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft am Smith College (Northampton, Massachusetts). Seine akademische Ausbildung erhielt er an den Universitäten München und Tübingen, an der University of Wales in Cardiff und an der Columbia University in New York. Seine Forschungsschwerpunkte sind Goethe, Wagner und Thomas Mann, zu denen er zahlreiche Publikationen veröffentlicht hat. Kürzlich veröffentlichte er das Buch Wehvolles Erbe: Richard Wagner in Deutschland. Hitler, Knappertsbusch, Mann (S. Fischer Verlag, 2017).
Die Veranstaltung findet im Thomas Mann House ohne Publikum statt. Ein Video des Gesprächs wird am 22. November, 20.00 Uhr deutscher Zeit auf unserem YouTube-Kanal Premiere haben.
Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. is supported by the German Federal Foreign Office and Federal Government Commissioner for Culture and the Media.