Events | The Democratic Potential of Citizens’ Assemblies: Diskussion mit Christine Landfried, James Fishkin & Joe Mathews
Los Angeles | Taper Auditorium L.A. Public Library | 29. Juni 2022 | 3:00 – 4:30 (MESZ)
Die Politikwissenschaftlerin und 2022 Thomas Mann House Fellow Christine Landfried, Politikwissenschaftler James S. Fishkin und der Journalist Joe Mathews diskutieren über das demokratische Potenzial von Bürgerversammlungen. Moderiert von Dawn Nakagawa (Berggruen Institute).
Seit über einem Jahrzehnt lässt sich beobachten, wie die repräsentative Demokratie sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten zunehmend gefährdet ist. Ein wachsender Teil der Bevölkerung verliert nicht nur das Vertrauen in die politischen Eliten, sondern auch in demokratische Institutionen. Der Vertrauensverlust in die demokratische Staatsführung bedeutet auch, dass bei Vielen die Zukunftangst wächst. Kann eine aktivere politische Beteiligung Lösungen bieten, um Vertrauen in politische Institutionen zurückzugewinnen? Die Politikwissenschaftlerin und 2022 Thomas Mann Fellow Christine Landfried, Politikwissenschaftler James S. Fishkin (Stanford University) und der Journalist Joe Mathews diskutieren über das demokratische Potenzial von Bürgerversammlungen und wie diese zur Erneuerung der Demokratie auf beiden Seiten des Atlantiks beitragen können. Moderiert wird das Gespräch von der geschäftsführenden Vizepräsidentin des Berggruen-Instituts, Dawn Nakagawa.
Neue Formen der Bürgerbeteiligung, wie etwa Bürgerversammlungen, sind ein Weg zur Stärkung der Demokratie: per Los ausgewählte Bürger:innen entwickeln auf der Grundlage umfassender Erörterung Vorschläge zur Lösung politischer Probleme und Streitfragen. So wurde etwa im kalifornischen Petaluma jüngst die erste kommunale Bürgerversammlung ins Leben gerufen. Bürger:innen geben dort Empfehlungen für die künftige Nutzung des städtischen Festplatzes ab - ein seit Jahren umstrittenes Thema. In der Europäischen Union machten sich kürzlich 800 Bürger:innen Gedanken über die Zukunft des Staatenverbundes und tauschten Ideen mit Politiker:innen aus. Diese "Konferenz zur Zukunft Europas" schlug dabei weitreichende Reformen vor, die zu notwendigen Vertragsänderungen führen soll, die von Politiker:innen lange Zeit vermieden wurden. Die Frage ist: Kann es solchen Versammlungen gelingen, der Erosion der repräsentativen Demokratie dauerhaft entgegenzuwirken?
Diese Veranstaltung findet am 28. Juni um 18 Uhr im Taper Auditorium der Los Angeles Central Library statt. Der Eintritt ist frei. Eine Aufzeichnung der Diskussion erscheint auf unserem YouTube-Kanal! Die Diskussion ist auf englischer Sprache.
Teilnehmer:innen
James S. Fishkin hält den Janet M. Peck-Lehrstuhl für internationale Kommunikation an der Stanford University, wo er Professor für Kommunikation, Professor für Politikwissenschaft und Direktor des Center for Deliberative Democracy ist. Fishkin ist vor allem für die Entwicklung der Praxis des "Deliberative Polling" bekannt, einer Art öffentlicher Befragung, bei der anhand von Stichproben untersucht wird, wie sich Meinungen von Bürger:innen ändern würden, wenn sie besser informiert wären. Im Jahr 2019 initiierte James S. Fishkin "America in One Room", eine Versammlung von 500 amerikanischen Wahlberechtigten, die so ausgewählt wurden, dass sie eine genaue, repräsentative Stichprobe der gesamten amerikanischen Wähler:innenschaft in all ihrer politischen, kulturellen und demografischen Vielfalt bilden.
Christine Landfried ist emeritierte Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Hamburg. Gastprofessuren führten sie an die Sciences Po in Paris, an die University of California in Berkeley und an die Yale Law School. Von 2014 bis 2016 hatte sie den Max-Weber-Lehrstuhl an der New York University inne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die politische Rolle von Verfassungsgerichten, die europäische Integration und die Rolle der Kunst in demokratischen Gesellschaften. In ihren Studien über die EU analysiert sie die Bedingungen, unter denen kulturelle, wirtschaftliche und politische Unterschiede ein Potenzial für demokratisches Regieren darstellen können. Die Ergebnisse ihrer Forschungen veröffentlicht sie in Zeitungen wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Neuen Zürcher Zeitung sowie im Verfassungsblog. Christine Landfried ist 2022 Thomas Mann Fellow.
Joe Mathews ist Redakteur für Kalifornien und Innovation bei Zocalo Public Square. Er war als Reporter für die Los Angeles Times, das Wall Street Journal und die Baltimore Sun tätig. Er ist Mitautor von California Crackup: How Reform Broke the Golden State and How We Can Fix It und Autor von The People's Machine: Arnold Schwarzenegger and the Rise of Blockbuster Democracy. Er ist Ko-Vorsitzender des Global Forum on Modern Direct Democracy. Desweiteren ist er Professor für Praxis an der School of Public Affairs der Arizona State University, Fellow am Center for Social Cohesion der ASU und gemeinsam mit Bruno Kaufmann Präsident des Global Forum on Modern Direct Democracy, das Wissenschaftler:innen, Journalist:innen, Aktivist:innen und andere Expert:innen für Initiativen, Referenden und neue Formen der deliberativen und partizipativen Demokratie zusammenbringt.
Dawn Nakagawa ist geschäftsführende Vizepräsidentin des Berggruen-Instituts, dessen Ziel es ist, das Verständnis für die großen Veränderungen unserer Zeit zu vertiefen und soziale und politische Institutionen zu entwickeln, die an diese Veränderungen angepasst sind. Sie ist Co-Direktorin des Programmbereichs Future of Democracy und leitet spezielle Projekte wie Renovating Democracy for the Digital Society. Sie hat einen MBA-Abschluss von der University of Chicago Booth School of Business und einen Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaften von der McGill University in Kanada und sitzt im Beirat von Blueprints und der Blueprints and der Values Schools-Charterorganisation Think Long Committee, Inc.