Events | Machines of Mistrust – The Fabric of Digital Cultures: Ein Gespräch mit Soraya de Chadarevian, Claus Pias und Fred Turner

Los Angeles | 10. Juli 2022 | 1:00 (MESZ)

2022 Thomas Mann Fellow Claus Pias, die Wissenschafts-, Technologie- und Medizinhistorikerin Soraya de Chadarevian (University of California, Los Angeles) und der Medienwissenschaftler Fred Turner (Stanford University) diskutieren über die aktuellen Zusammenhänge zwischen Technologien, Politik und Vertrauen in einer digitalen Welt. Das Gespräch im Garten des Thomas Mann House wird moderiert von Thomas Mann Fellow Ulrich Johannes Schneider.

Der digitalen Revolution liegt ein Paradox zugrunde: Einerseits stehen uns mehr Informationen denn je zur Verfügung, andererseits scheint es immer unmöglicher zu werden, sich in parteipolitischen Konflikten auf grundlegende Fakten zu einigen. In der heutigen digitalen Medienökosphäre haben Probleme wie so genannte „Echokammern“, mangelnde Transparenz bei der Überprüfung von Fakten aus seriösen Quellen und die Verstärkung radikaler Minderheitenmeinungen durch intransparente Algorithmen zu einem schwindenden Vertrauen sowohl in „traditionelle“ Mediensysteme als auch in Social-Media-Plattformen geführt. Wie kommt es, dass gerade die Technologien, von denen viele dachten, sie würden unser Vertrauen ineinander stärken, dieses in Wirklichkeit untergraben haben? Gemeinsame Vorstellungen von Vertrauen in Wissenschaft und Technologie wurden im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlich konstruiert und durch sich ständig verändernde Medienkonstellationen vermittelt - von persönlichen Zeugenaussagen über von Fachleuten geprüfte Zeitschriftenartikel bis hin zum Nachrichten-Feed von Twitter. Lassen sich möglicherweise Schlussfolgerungen für die Zukunft ziehen, wenn wir unsere historische Beziehung zu Technologien und digitalen Medien betrachten?

Während seiner Zeit im Thomas Mann House untersucht Claus Pias, Professor für Geschichte und Epistemologie der Medien, die Anfänge der Narrative rund um das „digitale Zeitalter“ und seine historiographischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und ideologischen Zwecke. Gemeinsam mit Soraya de Chadarevian, Professorin am Fachbereich Geschichte und am Institut für Gesellschaft und Genetik an der UCLA, sowie Fred Turner, Professor für Kommunikation an der Stanford University, werden sie Fragen zu unseren Vorstellungen von den heutigen Medienumgebungen diskutieren.

Das Gespräch wird von 2022 Thomas Mann Fellow und Wissenshistoriker Ulrich Johannes Schneider moderiert.

Diese Veranstaltung findet im Thomas Mann House Los Angeles statt und ist nur auf Einladung zugänglich.

Teilnehmer:innen

© USC Press Room

Soraya de Chadarevian Soraya de Chadarevian ist Professorin an der Fakultät für Geschichte und am Institut für Gesellschaft und Genetik der UCLA. Sie ist Historikerin für Wissenschaft, Technologie und Medizin mit einem Hintergrund in Biologie und Philosophie. Ihr Hauptinteresse gilt den technischen und visuellen Praktiken der Biowissenschaften und der Biomedizin im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert. Sie kam von der Universität Cambridge an die UCLA. Ihre Forschung wurde durch zahlreiche Stipendien unterstützt, darunter zuletzt durch einen Stipendienpreis der National Science Foundation. Ihre jüngste Monographie Heredity under the Microscope: Chromosomes and the Study of the Human Genome (2020) ist eine Studie über die Nachkriegsgeschichte der menschlichen Vererbung, erzählt aus der Sicht der Chromosomen und der visuellen Beweise, die sie liefern.

 

© Stanford University

Fred Turner ist Harry und Norman Chandler Professor für Kommunikation an der Stanford University. Er ist der Autor von Büchern wie Seeing Silicon Valley: Life inside a Fraying America (mit Mary Beth Meehan); L'Usage de L'Art dans la Silicon Valley; The Democratic Surround: Multimedia and American Liberalism from World War II to the Psychedelic Sixties, und From Counterculture to Cyberculture: Stewart Brand, the Whole Earth Network, and the Rise of Digital Utopianism. Bevor er nach Stanford kam, lehrte er Kommunikation an der John F. Kennedy School of Government in Harvard und an der Sloan School of Management des MIT. Außerdem arbeitete er zehn Jahre lang als Journalist. Turner hat zudem für Zeitungen und Zeitschriften, wie  Boston Globe Sunday Magazine und Harper's.

 

Claus Pias studierte Elektrotechnik, Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie in Bonn und lehrte an den Universitäten Bochum, Essen, Wien und Princeton. Er ist Professor für Geschichte und Epistemologie der Medien an der Leuphana Universität Lüneburg und Direktor des Centre for Digital Cultures und des Institute for Advanced Studies in Media Cultures of Computer Simulation. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Medien in Wissenschaft, Technik und Kunst. Derzeit arbeitet er an der zeitlichen und epochalen Semantik digitaler Kulturen und ihren Anfängen im Kalten Krieg. Neben anderen Veröffentlichungen ist Pias Autor von Büchern wie Computer Game Worlds und The Oxford Handbook of Media, Technology, and Organization, mit Robin Holt und Timon Beyes. Claus Pias ist 2022 Thomas Mann Fellow.

 

Ulrich Johannes Schneider ist Bibliothekar und Wissenshistoriker. Seit 2005 ist er Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig. Von 1999 bis 2005 war Ulrich Johannes Schneider Leiter der Abteilung Forschungsprojekte und Forschungsplanung an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Seit 2004 ist er Professor für Philosophie am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig. Schneiders mehrjähriges Projekt einer globalen Bibliotheksgeschichte der Moderne untersucht den sozialen Status von Bibliotheken in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten anhand der Bibliotheksnutzung. Ulrich Johannes Schneider ist 2022 Thomas Mann Fellow.

 

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