Events | Bin ich deutsche*r oder jüdische*r Schriftsteller*in?

Frankfurt am Main | 12. Juni 2024 | 19:00 (MESZ)

Lion Feuchtwanger in Pacific Palisades. Courtesy of Feuchtwanger Memorial Library, USC (Montage, VATMH)

Podiumsdiskussion: Mittwoch, 12. Juni 2024, 19 Uhr
Ort: Bildungsstätte Anne Frank, Hansaallee 150, 60320 Frankfurt am Main
Weitere Informationen

Mit Nele Holdack, Marje Schuetze-Coburn und Michaela Ullmann (Herausgeberinnen von „Lion Feuchtwanger: ,Bin ich deutscher oder jüdischer Schriftsteller?‘“)

Anschließendes Podiumsgespräch mit den Autor:innen Lana Lux & Yevgenij Breyger.

Moderation: Shelly Kupferberg

„Bin ich deutscher oder jüdischer Schriftsteller?“, fragte Lion Feuchtwanger 1933 in einem Essay, während der frühen Phase seines Exils und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland. In einer Zeit, in der die Nazis begannen, ihre Macht zu konsolidieren und ihre antisemitische Ideologie aktiv umzusetzen, wurde Feuchtwanger, ein prominenter Schriftsteller der Weimarer Republik, zur Zielscheibe. Seine Werke wurden verbrannt, er wurde seines Hauses und Eigentums enteignet. Er selbst kam nicht mehr nach Deutschland zurück.

Feuchtwangers Reflexion über seine Identität und Zugehörigkeit als deutscher Schriftsteller jüdischer Herkunft wirft ein Licht auf die damaligen gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen das Judentum als unvereinbar mit der deutschen Identität angesehen wurde. Trotz Verfolgung und Exil behauptete er sich als deutscher Kosmopolit, dessen Herz jüdisch schlug und dessen Denken der Welt gehörte.

In einer Podiumsdiskussion mit Lana Lux und Yevgeniy Breyger, die sich in ihren Werken und öffentlichen Auftritten intensiv mit Themen rund um Identität und Herkunft, Krieg und Frieden, Antisemitismus und jüdischem Leben in der Gegenwart auseinandersetzen, sollen Feuchtwangers Überlegungen auf ihre anhaltende Relevanz untersucht werden.  

Die Diskussion soll tiefer gehende Fragen ansprechen: Wie beeinflusst Identität kreatives Schaffen und inwiefern formen gesellschaftliche Krisen – speziell der manifeste Antisemitismus – das individuelle und kollektive Selbstverständnis? Indem sie die Schnittstellen zwischen jüdischer und deutscher Identität auslotet, öffnet die Diskussion Raum, um die dynamische Beziehung zwischen Identität, Zugehörigkeit und kreativem Ausdruck neu zu erfassen.

Mit ...

Yevgeniy Breyger

© Gabriela Cuzepan

Yevgeniy Breyger wurde 1989 in Charkiw, Ukraine, geboren und zog 1999 mit seiner Familie nach Deutschland. Er absolvierte Studiengänge in Kreativem Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim, Literarischem Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und Curatorial Studies an der Städelschule in Frankfurt am Main. 2016 veröffentlichte er seinen Debütband „flüchtige monde“ bei kookbooks. Breyger erhielt den Leonce-und-Lena-Preis 2019 der Stadt Darmstadt und den Lyrikpreis München 2021. 2020 kam sein zweiter Gedichtband „Gestohlene Luft“ heraus, und 2023 erschien „Frieden ohne Krieg“, beide bei kookbooks. Yevgeniy Breyger lebt und arbeitet in Wien. 

Lana Lux

© Paula Winkler

Lana Lux, 1986 in Dnipro geboren, ist eine deutschsprachige Schriftstellerin, Illustratorin und Moderatorin ukrainisch-jüdischer Herkunft. Im Alter von zehn Jahren wanderte sie mit ihren Eltern als Kontingentflüchtling ins Ruhrgebiet aus. Sie machte 2007 Abitur und studierte zunächst Ökotrophologie in Mönchengladbach. Später machte sie eine Schauspielausbildung am Michael-Tschechow-Studio in Berlin. Nach ihrem vielbeachteten Debütroman „Kukolka“ (2017), und „Jägerin und Sammlerin“ (2020), beide im Aufbau Verlag erschienen, erschien im Frühjahr ihr neuester Roman „Geordnete Verhältnisse“ bei Hanser Berlin. Lana Lux lebt und arbeitet in Berlin. 

Nele Holdack

© Urban Zintel Fotografie

Nele Holdack ist seit 2024 Co-Herausgeberin der "Anderen Bibliothek" im Aufbau Verlag. Als leitende Lektorin für moderne Klassik und Klassik verantwortete sie die Herausgabe von Werken von Autor:innen wie Brigitte Reimann, Tillie Olsen, Hans Fallada, Victor Klemperer und Mark Twain.  

Shelly Kupferberg

© David Frank

Shelly Kupferberg wurde 1974 in Tel-Aviv geboren, wuchs in West-Berlin auf. Sie studierte Publizistik, Theater- und in Berlin. Neben zahlreichen Beiträgen für die ARD moderiert sie seit fast 30 Jahren Kultur-, Literatur und Gesellschaftsmagazine (DLF Kultur und rbbKultur). Neben ihren regelmäßigen Live-Radiosendungen moderiert sie Konzerte, Lesungen und Tagungen, sowie Veranstaltungen für Kultureinrichtungen und Festivals. Im Herbst 2022 erschien ihr literarisches Debüt „Isidor“ bei Diogenes und stand auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Shelly Kupferberg lebt in Berlin. 

Marje Schuetze-Coburn

Marje Schuetze-Coburn ist Associate Dean für Faculty Affairs und Feuchtwanger-Bibliothekarin an den USC-Bibliotheken. In ihrer Zeit an der USC hat Schuetze-Coburn in zahlreiche Positionen gearbeitet, darunter Associate Dean for Faculty Affairs, Dean of Research, Director of Special Collections & Archives, Senior Associate Dean. 

Michaela Ullmann

Michaela Ullmann ist seit Februar 2023 Leiterin des Bereichs Instruction and Assessment und führt die Abteilung Teaching & Learning der USC-Bibliotheken. Von 2006 bis 2023 betreute Michaela die Feuchtwanger Memorial Library der USC-Bibliotheken.

Eine Veranstaltungskooperation von Bildungsstätte Anne Frank e. V. und Villa Aurora & Thomas Mann House e. V. im Rahmen des Anne Frank-Tags der Stadt Frankfurt am Main (10. bis 16. Juni 2024); „Warum können die Menschen nicht friedlich miteinander leben?“

Weitere Informationen: Bildungsstätte Anne Frank: Anne Frank Tag in Frankfurt am Main (bs-anne-frank.de)

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