VATMH Berlin Programmhighlights 2024
Zum Gedenken an den Tag der Bücherverbrennung
Im ausverkauften Saal des Literaturhauses Berlin lasen sieben herausragende Künstler:innen aus Werken, die 1933 von den Nationalsozialisten verbrannt wurden.
Die Schriftstellerin Paula Fürstenberg gab Einblicke in Anna Seghers Erzählung über den Aufstand der Fischer von St. Barbara. Der Schauspieler Michael Klammer zeichnete mit bayerischem Lokalkolorit das in Eva Leidmann’s Wie man sich bettet beschriebene Milieu eines Münchner Wirtshauses Anfang der 1930er Jahre nach. Die Dichterin und Prosa-Autorin Ann Cotten las Fragmente aus Klaus Manns autobiographisch geprägten Roman Der fromme Tanz. Der Schauspieler Jonas Dassler stellte Ausschnitte aus dem Antikriegsroman Die Waffen nieder! von Bertha von Suttner vor, die als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Der Journalist Sascha Chaimowicz gab Einblicke in Jakob Wassermanns Roman Der Fall Maurizius über die Aufdeckung eines Justizirrtums. Die Schauspielerin, Autorin und Filmemacherin Maryam Zaree las aus Lion Feuchtwangers Roman Jud Süß, der für Feuchtwanger den internationalen Durchbruch bedeutete.
Zum Abschluss des Abends trug der Schriftsteller, Verleger und Übersetzer Jo Frank Briefe von Ernst Toller und Helen Keller vor, die diese als Reaktion auf die Bücherverbrennungen 1933 verfasst hatten.
Zur Aufzeichnung des Abends: Zum Gedenken an den Tag der Bücherverbrennung
Räume mit Aussicht
In diesem Jahr setzten wir die Kooperation mit dem Haus Kunst Mitte Berlin fort und präsentierten vom 14. Juni bis 2. August eine Ausstellung der Bildende Kunst-Stipendiat:innen des Jahres 2023.
In der Ausstellung traten die Stipendiat:innen durch ihre Arbeiten in einen Dialog und präsentierten ihre unterschiedlichen Perspektiven auf Kalifornien – vom Alltag an der Westküste bis zur vielspurigen Autobahnarchitektur, vom Blick auf den Pazifischen Ozean bis hin zu den Folgen des Klimawandels am Salton Sea.
Zu den ausstellenden Künstler:innen zählten Janine Eggert, Nina Fischer & Maroan el Sani, Nieves de la Fuente, Paul Hutchinson, Annika Kahrs, Monika Orpik und Anke Völk. Kuratiert wurde die Ausstellung von Anna Havemann, der Künstlerischen Leiterin des Haus Kunst Mitte.
Lion Feuchtwangers Literarisches Vermächtnis: Identität und Exil
Im Juni veranstalteten wir gemeinsam mit dem KunstSalon Köln und der Bildungsstätte Anne Frank zwei Abende in Köln und Frankfurt, die die zeitlose Relevanz von Lion Feuchtwangers Werk beleuchteten. Im Zentrum standen die Themen Identität, Exil und die transformative Kraft der Literatur.
Der irakisch-kurdische Schriftsteller Bachtyar Ali sprach über die prägenden Auswirkungen des Exils auf Kreativität und kulturellen Austausch, eingerahmt durch eine Lesung des Schauspielers Jonas Baeck. Lana Lux und Yevgeniy Breyger wiederum setzten sich mit der Bedeutung jüdisch-deutscher Identität in ihrem künstlerischen Schaffen auseinander. Lesungen aus Feuchtwangers Texten erinnerten eindringlich an seinen mutigen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und seine weltoffene, kosmopolitische Haltung. Moderiert wurden beide Abende von der Journalistin Shelly Kupferberg. Die Herausgeberinnen von Feuchtwangers politischen Schriften Lion Feuchtwanger: Bin ich deutscher oder jüdischer Schriftsteller? Nele Holdack, Marje Schuetze-Coburn und Michaela Ullmann eröffneten die Abende jeweils mit einem Gespräch zu dem Buch.
Diese Veranstaltungen zeigten nicht nur die ungebrochene Aktualität von Feuchtwangers Werk, sondern eröffneten auch bereichernde Perspektiven auf Migration, kulturelle Integration und die Rolle der Kunst als gestaltende Kraft in Zeiten gesellschaftlicher Krisen.
Zur Aufzeichnung aus Frankfurt: „Bin ich deutsche*r oder jüdische*r Schriftsteller*in?“