Villa Aurora Stipendiaten | 2005

Jan, Feb, Mär

Frauke Eigen | Bildende Künstlerin

Frauke Eigen
Frauke Eigen
1969
Geboren in Aurich
1995
Preisträgerin des BT New Contemporaries Award, London
2003
Dorothea von Stetten Kunstpreis, Kunstmuseum Bonn
2005
Stipendium der Villa Aurora, Los Angeles
Heute
Lebt und arbeitet in Berlin

In meinen Arbeiten versuche ich die Tradition der Schönheit schlichter Formen aufzugreifen. Die Idee der Leere in Japan existiert bereits seit dem 12. Jahrhundert. Sie ist anders als im Westen Ausdruck höchster Erkenntnis und Vollkommenheit und äußert sich auch in einer jahrhundertealten Kultur der Reduktion und der Schlichtheit. Es ist jedoch ein Missverständnis, „japanisch“ mit den Begriffen wie Geradlinigkeit, Einfachheit und Purismus zu assoziieren. Richtig ist dabei, dass japanische Kunst stets prunklos und schlicht ist, jedoch wird das Schlichte in Japan als edel und aufwendig empfunden, und so sind Irregularität und Zufälligkeit evidente Merkmale japanischer Ästhetik.

Die schwarzweißen Photographien erzählen keine Geschichte, sie zeigen Strukturen und Details aus Wandoberflächen, Fassaden, Architekturen und Oberflächen. In ausgewählten Detailaufnahmen gilt es konsequent und ausschließlich das Wesentliche in den Bildvordergrund zu rücken, um so die Bilder zu „entleeren“ und damit ein hohes Maß an inhaltlicher Reduktion zu erreichen. Nicht die Inszenierung, sondern Ruhe und Konzentration kennzeichnen die Bilder, in denen das Motiv nebensächlich wird. Die enge Fokussierung des Bildausschnitts führt zu einer Abstraktion des Dargestellten, in dem der Betrachter das Wesenhafte des Motivs zu sehen vermutet.

Bezüglich der Gestaltungsprinzipien, folge ich in mehrfacher Hinsicht japanischen Grundsätzen. Die Arbeit ist von einer hohen Materialethik geprägt: die Wahl eines kartonstarken, matten Barytpapieres, der Hand abgezogene Abzug, sowie die japanische Technik der Kaschierung mit Reisstärke. Es ist ein altes Handwerk, und ich verwende diese Technik nicht aus nostalgischer Sentimentalität, sondern weil die Haptik des Materials für mich eine große Rolle spielt. Nur so gelingt es, die Feinheit von Nuancen zu zeigen, und um Leere in der Kunst als erfüllte Leere erfahrbar zu machen, muss das Gestaltete kraftvoll sein.

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