News |Staatsministerin Monika Grütters ruft auf zur Verteidigung der Kunstfreiheit

Prof. Monika Grütters | Foto: Kenneth Selko

Wie formt Angst heute unsere Gesellschaft? Und kann Kunst eine Rolle dabei spielen, diese Ängste zu adressieren? Dies waren zentrale Fragen der Veranstaltung „Raising Fear: Film, Literature, and Political Responsibility“, die am  5. Juli im Thomas Mann House in Los Angeles stattfand. Zu Gast waren Staatsministerin Professor Monika Grütters, Regisseur und Filmemacher Werner Herzog und Kulturwissenschaftler Ulrich Raulff. Der Abend wurde moderiert von Steven Lavine, Vorsitzender des Advisory Boards des Thomas Mann House. Der Abend wurde von einem entfernten Erdbeben der Stärke 7.1 begleitet.

Geschäftsführerin des Villa Aurora und Thomas Mann House e. V., Heike Catherina Mertens begann die vollbesuchte Veranstaltung mit Dankesworten an die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien für ihre Unterstützung für das Thomas Mann House und dessen Mission, produktiven transatlantischen Austausch zu fördern.

Mertens gab das Wort an Staatsministerin Professor Monika Grütters, die die Gäste leidenschaftlich dazu aufforderte, eine unabhängige Kultur zu wahren und beschützen. Grütters konstatierte, dass künstlerische Meinungsfreiheit und Demokratie einander untrennbar beinhalten. Grütters zog auch Parallelen zwischen der zeitgenössischen wachsenden Angst und Thomas Manns Ansprache „Appell an die Vernunft“, in welcher er den Aufstieg des Nationalsozialismus im Deutschland der 1930er Jahre  kritisierte.

Der Abend kulminierte in einem aufschlussreichen und unterhaltsamen Gespräch des berühmten Filmemachers Werner Herzog und Kulturwissenschaftlers Ulrich Raulff. Die Unterhaltung wurde von Steven Lavine moderiert, der die leitende Frage des Abends stellte: Kann Kunst eine Lösung zu politischer und kultureller Unzufriedenheit bieten? Herzog sah die Potentiale der Kunst darin, einen fortlaufenden Prozess zu befördern, Perspektiven zu ändern.

Wahrer gesellschaftlicher Wandel, so Herzog, komme nicht aus der Kunst, sondern von aufrichtigem, individuellem Austausch mit denjenigen, die sich zurückgelassen fühlen; Menschen im Herzen der USA oder in Ost-Deutschland. Diesen Bevölkerungsgruppen zuzuhören und sie wahrzunehmen, statt sie zu dämonisieren, könnte eine Grundlage für soziale Zusammenhalt liefern. Zusätzlich artikulierte Raulff die sozialen Risiken von Angst mit Bezug auf Aby Warburg: „Phobische Energien reduzieren unseren Denkraum; Kultur andererseits hält den Denkraum so groß wie möglich.“

Vor der Veranstaltung traf Staatsministerin Grütters Künstlerstipendiaten der Villa Aurora. Udo Moll, der 2015 Stipendiat der Villa Aurora war, und nun für die Performance seiner neuen Komposition nach Los Angeles zurückgekehrt ist, unterstrich, wie maßgeblich das Stipendium seine Arbeit unterstützt hat. Was als erstes Konzept an der Villa Aurora begann, wurde vor zwei Jahren in Köln uraufgeführt und inzwischen von einem Ensemble in New York gespielt. Im Herbst 2019 wird eine CD mit der Radiofassung sowie einer Neuvertonung der Ensemblebearbeitung erscheinen.

Eine Villa Aurora-Stipendiatin  Angelika Levi berichtete von ihren Plänen für Ihre Zeit in Los Angeles: „Mein neues Filmprojekt handelt von einer Gruppe von Lateinamerikanischen Arbeiterinnen, die von 2001 bis 2002 die Gebäude der komplett abgeriegelten Zone des Ground Zero in New York von Asbest reinigten. Ein dreimonatiger Aufenthalt in der Villa Aurora bietet eine wundervolle Möglichkeit, das Drehbuch zu entwickeln und in Mexiko Recherche zu betreiben, wohin die meisten Arbeiter inzwischen zurückgekehrt sind.“

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