News |Das war die Villa Aurora & Thomas Mann House-Nacht 2024
Das war die Villa Aurora & Thomas Mann House-Nacht 2024
Ein Abend kultureller Erfahrungen und Grenzgänge: Die Villa Aurora & Thomas Mann House-Nacht am 10. Oktober im silent green Kulturquartier Berlin zeigte auf facettenreiche Weise, wie Kunst und transatlantischer Dialog Brücken in einer fragmentierten Welt schlagen können.
Beim Betreten der unterirdischen Betonhalle wurden die Besucher:innen von Hanno Leichtmanns Soundinstallation „Outerlands" klanglich in die Villa Aurora nach Los Angeles eingeladen. Leichtmann, bekannt für seine akustischen Experimente, schuf eine musikalische Brücke zwischen Berlin und Los Angeles. Die hypnotischen Klänge, aufgenommen an der historischen Orgel der Villa Aurora und neu arrangiert für die Betonhalle, erzeugten eine feierliche Atmosphäre, die den Abend einleitete.
Das anschließende „Küchentisch-Gespräch“ ehemaliger Thomas Mann Fellows offenbarte die transformative Kraft des transatlantischen Austauschs. Die Amerikanistin Carolin Görgen, der Journalist René Aguigah, die Juristin Marlene Grunert und der Informatiker Bernhard Schölkopf boten Einblicke in ihre Zeit in Los Angeles, die weit über die akademischen Erkenntnisse ihres Fellowships hinausgingen. Ihre Erfahrungen zeigten, wie die WG auf Zeit im Thomas Mann House nicht nur persönlich bereichert, sondern auch neue Perspektiven auf globale Herausforderungen eröffnet.
Die zwei künstlerischen Darbietungen, die auf das Gespräch folgten, unterstrichen die Vielfalt des kreativen Schaffens an der Villa Aurora. Eva Müllers multimediale Comic-Lesung war ein bewegendes Zeugnis der Kraft visuellen Erzählens. Ihre Geschichte über Identität und Selbstfindung zeigte eindrucksvoll, wie Comics komplexe gesellschaftliche Themen transportieren können.
Die Rapperin Ebow begeisterte anschließend mit einem exklusiven Musik-Set, bei dem sie mit Songs wie „Ebru's Story“ und „Lesbisch“ berührende Geschichten und queere Selbstermächtigung feierte. Ihre Musik, die gesellschaftliche Normen herausfordert und queere Liebe zelebriert, sorgte für ein intensives Musikerlebnis im silent green.
Konrad Schmidt-Werthern, Ständiger Vertreter des Leitenden Beamten der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien verlieh dem Begriff des Exils und der Arbeit von Villa Aurora & Thomas Mann House eine greifbare Bedeutung durch den Hinweis auch auf die Geschichte seines exilierten Großvaters Hubertus zu Löwenstein. Ein Bild zeigte zu Löwenstein zusammen mit Arnold Schönberg, Otto Klemperer und Ernst Toch auf einem Spaziergang in der Nähe von Los Angeles und ließ die Dimension des Exils von Deutschen Künstlerinnen und Künstler und Intellektuellen noch einmal deutlich werden.
Jakob Scherer, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied von Villa Aurora & Thomas Mann House, setzte in seiner Rede das Jahresthema des Thomas Mann House für 2025 „Across Boundaries“ in den Kontext gesellschaftlicher Verwerfungen und Krisen. In Zeiten zunehmender Vulnerabilität und Sprachlosigkeit zwischen Menschen und Gruppen sei es essenziell darüber nachzudenken, wie aus der Vielzahl an Stimmen und Perspektiven eine plurale und respektvolle Diskurskultur entstehen kann. Jakob Scherer hob hervor, dass die Villa Aurora und das Thomas Mann House immer auch Plattform sein müssen für die neuen Ideen und Bilder, die Menschen zusammenführen können.
Die VATMH-Nacht 2024 war ein lebendiges Manifest für die Bedeutung des kulturellen Austauschs in einer zunehmend fragmentierten Welt. Sie zeigte, dass Kunst und Kultur Brücken bauen können, wo Politik möglicherweise an Grenzen stößt. In diesem Sinne war der Abend nicht nur ein Rückblick auf vergangene Aktivitäten, sondern vor allem ein hoffnungsvoller Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten des transatlantischen Dialogs.
Die Festgäste erfuhren außerdem, wer im kommenden Jahr für Stipendien in der Villa Aurora und dem Thomas Mann House ausgewählt wurde.
→ Zu den Villa Aurora Stipendiat:innen 2025
→ Zu den Thomas Mann Fellows 2025
Fotografin: Stefanie Loos