News |Villa Fellow Senthuran Varatarajah über Instagram

Der Berliner Autor Senthuran Varatharajah ist seit Anfang Oktober Fellow in der Villa Aurora. Nun übernimmt er für ein paar Wochen unseren Instagram-Kanal und hat uns dazu ein paar Fragen beantwortet.

Du bist seit Frühjahr 2017 als @svaratharajah auf Instagram und dein Account zeigt von Anfang an eine Stringenz, die nicht auf vielen Accounts sofort sichtbar wird: Im Grunde sieht man da Architekturfotografie, Fotos von Straßen, Menschen sieht man auf keinem der Bilder. Sie haben eine melancholische Wirkung. Auch über deinen Schreibstil in „Vor der Zunahme der Zeichen“ (Fischer 2016) sagen manche Rezensent/-innen, er sei streng und kontrolliert und erzeuge Stille. Teilen deine Fotos und deine Texte eine Poetik?

Ich bin kein Fotograf. Als ich mit Instagram anfing, habe ich mich gefragt, ob es möglich wäre, so zu fotografieren wie ich schreibe. Ob es möglich wäre, das, was mein Stil - d.h.: das, was mein Verhältnis zur Sprache - sein könnte, in Bilder zu übersetzen. Es liegt also nahe: Diese Bilder besitzen dieselbe Poetik wie meine Texte. Sie gehen von ihnen aus. Sie könnten aus ihnen entnommen worden sein.

Begleitet werden die Fotos von kurzen Captions, von denen manche (alle?) Zitate aus Songtexten sind. Wie finden Bilder und Captions zusammen?

Alle Captions bestehen aus Zitaten, von Lyrics und Albumtitel. Es sind Tracks und Alben, die ich in diesem Moment gehört habe. Sie sagen also etwas über dieses Bild; sie ergänzen es nicht, sondern gehören zu ihm, zu den Bedingungen seiner Entstehung. Dieser Track oder dieses Album haben mich ein bestimmtes Motiv sehen lassen: mich empfänglich dafür gemacht.

Die Trennung von privater und beruflicher Nutzung von Social Media-Kanälen ist – ohnehin bei Freelancern, insbesondere bei dir, weil dein Roman ein Gespräch auf Facebook ist – schwer zu ziehen. In deiner Profilbio nennst du dich novelist: Inwiefern geht deine Instagram-Nutzung in deiner Arbeit als Romanschriftsteller auf?

Ich glaube, durch Instagram bin ich aufmerksamer geworden. Ich nehme meine Umgebung anders wahr: ich sehe sie anders, als eine andere Inszenierung. Das verändert meine Arbeit, unmittelbar: So, wie die Bilder aus den Texten hervorgegangen sind, gehen jetzt Texte aus diesen Bildern hervor.

Was ist dein Lieblingsfilter auf Instagram?

Ich benutze keine Filter. Sättigung, Schärfe, Kontrast - mehr verändere ich nicht.

Senthuran Varatharajah | Photo: Elif Kücük

Senthuran Varatharajah ist im Alter von vier Monaten mit seiner Familie nach Deutschland geflohen. Studium der Philosophie, ev. Theologie und Kulturwissenschaft in Marburg, Berlin und London. 2016 Veröffentlichung des Debütromans „Vor der Zunahme der Zeichen“ (S. Fischer), der u. a. mit dem 3Sat-Preis während der 38. Tage der deutschsprachigen Literatur, dem Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste, dem Berliner Senatsstipendium, dem Kranichsteiner Literaturförderpreis, dem Bremer Literaturförderpreis, dem Chamisso-Förderpreis und dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet wurde.

@svaratharajah

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