Events | The Politics of Memory: Contested Cultures of Remembrance. Max Czollek & Yasemin Yildiz im Gespräch

Los Angeles, Wende Museum | 24. September 2022 | 23:00 (MESZ)

Der Dichter und Autor Max Czollek und Yasemin Yildiz, Professorin für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der University of California, Los Angeles, führen ein Gespräch über Erinnerungskulturen. Moderiert von Joes Segal, Kunsthistoriker und Kurator am Wende Museum. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Holocaust Memorial in Berlin. Fotograf: Wolfgang Staudt via Wikimedia Commons

Erinnerungskultur ist ein zentraler Begriff in aktuellen Debatten über die Art und Weise, wie Deutschland an die Zeit des Nationalsozialismus und seine Folgen erinnert, gedenkt und historisiert. Der Begriff bezieht sich auf die Frage, ob Deutschland die Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit weitgehend übernommen und daraus gelernt hat. Von Lehrplänen über Gedenkstätten bis hin zu Kunstdenkmälern, Filmen und öffentlichen Diskursen spielt die Idee einer aktiven und erfolgreichen Erinnerungskultur eine wichtige Rolle in zeitgenössischen deutschen Diskursen, zum Beispiel über eine vereinte Identität Deutschlands nach 1989 oder in der aktuellen Diskussion um die Documenta 15. Während viele internationale Stimmen Deutschlands scheinbar selbstreflexives Erinnern an sein nationales Trauma loben, bringt eine neue Generation deutsch-jüdischer Künstler:innen und Intellektueller einen Kritikpunkt vor: Was, wenn die deutsche Erinnerungskultur lediglich ein „Theater der Versöhnung“ ist? Wem, und welchem Zweck, dient diese Form des Erinnerns eigentlich?

Der Dichter Max Czollek, der über zeitgenössisches jüdisches Leben in Deutschland schreibt, argumentiert, dass die deutsche Erinnerungskultur einen „symbolischen Juden“ als Gegenfigur zu einem deutschen „Wir“ geschaffen habe. Seiner Meinung nach setzt deutsche Erinnerungskultur 'Erinnern' mit 'Versöhnung' gleich, was zu einem Anstieg rassistischer und antisemitischer Gewalt und Rechtspopulismus in Deutschland geführt hat. Für Czollek muss sich eine funktionierende und produktive Erinnerungskultur mit ihren „Homogenitätsphantasien“ auseinandersetzen, Konzepte nationaler Größe hinterfragen und vor allem zeitgenössische Minderheitenstimmen in ihren Diskurs einbeziehen.

Yasemin Yildiz, Professorin am Department of European Languages and Transcultural Studies an der University of California, Los Angeles, befasst sich mit Fragen der deutschen Erinnerungskultur aus einem anderen Blickwinkel. Derzeit arbeitet sie an dem Buchprojekt Memory Citizenship: Migrant Archives of Holocaust Remembrance, in dem sie mit Co-Autor Michael Rothberg die Auswirkungen transnationaler Migration auf das deutsche kulturelle Gedächtnis in Bezug auf den Nationalsozialismus, den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg erforscht und damit neue Perspektiven eröffnet, das Verhältnis von Erinnerung und Migration in der Gegenwart zu konzeptualisieren.

Max Czollek und Yasemin Yildiz werden ein Gespräch über Erinnerungskulturen führen: Welche neuen Perspektiven und Kritiken bieten Minderheitendiskurse zu den Fragen und Debatten rund um die zeitgenössische deutsche Erinnerungskultur? Und was bedeutet das für uns in den Vereinigten Staaten? Wie können diese Diskussionen lokale Debatten und Kontroversen über Gedenken und Erinnerungspraktiken beeinflussen? Das Gespräch wird moderiert von Joes Segal, Chefkurator und Programmdirektor des Wende Museums, Los Angeles.

Participants

Photo: Konstantin Boerner

Max Czollek wurde 1987 in Berlin geboren, wo er auch heute noch lebt und arbeitet. Im Jahr 2012 schloss er sein Studium der Politikwissenschaft an der Technischen Universität Berlin ab. Im Jahr 2016 schloss er sein Promotionsstudium am Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) ab. Seit 2009 ist Czollek Mitglied des Lyrikkollektivs G13, das Bücher veröffentlicht und Vorträge organisiert. Von 2013 bis 2018 war er Kurator des internationalen Projekts Babelsprech International, dessen Ziel es war, die Vernetzung junger deutschsprachiger und europäischer Poesie- und Lyrikergemeinschaften zu fördern. Im Jahr 2018 erschien sein Aufsatz Desintegriert Euch! bei Carl Hanser.

 

Yasemin Yildiz ist Professorin für deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft an der University of California, Los Angeles. Zu ihren Forschungsgebieten gehören deutsche Literatur und Kultur des 20. und 21. Jahrhunderts, Literatur der Migration, türkisch-deutsche Literatur, deutsch-jüdische Literatur, literarische Mehrsprachigkeit und Übersetzungswissenschaft, transnationale Studien, Gender Studies, Erinnerungsforschung und Holocaust Studies. Prof. Yildiz ist die Autorin von Beyond the Mother Tongue: The Postmonolingual Condition (2012). Ihr aktuelles Buchprojekt Memory Citizenship: Migrant Archives of Holocaust Remembrance, das sie gemeinsam mit Michael Rothberg verfasst hat, versammelt und analysiert ein breites Spektrum an Erinnerungsarbeiten von in Deutschland lebenden Schriftsteller:innen, Künstler:innen und Aktivist:innen, die sich mit dem Nationalsozialismus, dem Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg befassen.

ORT:

Wende Museum

10808 Culver Blvd.,

Culver City, CA 90230

Eintritt frei.

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Die Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Wende Museum & dem Thomas Mann House.

https://www.zocalopublicsquare.org

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