Jörn Jacob Rohwer führt eingehende Gespräche mit großen Zeitgenossen von Yoko Ono bis Richard Sennett, von Volker Schlöndorff bis Lilo Pulver und bereitet sich akribisch darauf vor. So unspektakulär dies klingen mag, so tief greifend, überraschend und zeitlos sind die Aufzeichnungen eines Fragenden. »Die Seismografie des Fragens« vereint zum ersten Mal alle ausführlichen Gespräche von J. J. Rohwer in Buchform und erscheint als aufwendig gestalteter und ausgestatteter Band.

Ausführliche Gespräche, für die sich der Fragende akribisch vorbereitet und bei denen durch Empathie und mit einer kritischen Haltung unzählige Facetten einer Person erst wirklich sichtbar werden, sind heute fast komplett aus den Medien verschwunden. Jörn Jacob Rohwer ist einer der wenigen Autoren, der in den 1990er- und 2000er-Jahren Dutzende ebensolcher Gespräche geführt hat, unter anderen mit Susan Sontag, Tomi Ungerer, Heinrich Hannover, Hans Keilson, Doris Lessing und auch Leni Riefenstahl. Durch Rohwers sorgfältige Einarbeitung sowie seine subtile, aber eindringliche Art zu fragen und zu schreiben entstehen aus diesen Gesprächen Dokumente, die zeitlos werden und Universelles über den Menschen an und für sich transportieren.

»Die Seismografie des Fragens« ist viel mehr als eine Sammlung von Gesprächen: Durch die vielen Querbezüge bei Rohwers Interviewpartnern und bei geografischen, inhaltlichen und historischen Begebenheiten liest sich dieses Buch auch als alternative und fragmentarische Geschichte des 20. Jahrhunderts und bietet mehr Spannung und Gehalt als manche Einzelbiografie und mancher Roman.

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