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Hassouna Mosbahi | Feuchtwanger Fellow

Hassouna Mosbahi
Hassouna Mosbahi
1950
geboren in Tunesien
heute
lebt und schreibt in Tunesien

Hassouna Mosbahi wurde 1950 in einem Dorf in der Region von Kairouan geboren und fing im Alter von 16 Jahren mit dem Schreiben an. Bereits seine erste, von Camus (Der Fremde) inspirierte Novelle L’image de mon père gewann den Radiopreis für junge Autoren.

1973 reiste er in den Mittleren Osten. Seine Enttäuschung über die Regime von Gaddafi in Lybien, Hafez Assad in Syrien und Baas in Irak verarbeitet er in dem Roman Les Autres, der von Kritikern und Lesern gleichermaßen gelobt wurde.

Wegen politischer Aktivitäten wurde er 1974 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, jedoch noch im gleichen Jahr von Präsident Bourgiba begnadigt. Hassouna Mosbahi unterrichtete Französisch an einem Gymnasium, wurde aber nach zwei Jahren wegen gewerkschaftlicher Aktivitäten suspendiert.

Die darauf folgenden fünf Jahre der Arbeitslosigkeit und Armut, die er auch in seinem Roman Les Autres beschreibt, verbrachte er in seinem Heimatdorf. Er schrieb hier den Großteil der Novellen seines ersten Sammelbandes Histoire de la folie de ma cousine Henia. Für diesen Band erhielt er 1986 den tunesischen Novellenpreis und erlangte den Ruf, einer der besten Schriftsteller seiner Generation zu sein.

Als Korrespondent arabischer Zeitungen in London und Paris zog er nach München. Für seinen 1995 in Marokko erschienenen und später auch ins Deutsche übersetzten Roman Retour à Tarchich erhielt er den Buchpreis der Stadt München.

In zahlreichen Artikeln, die er in großen deutschen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte (u.a. Süddeutsche Zeitung, DIE ZEIT), hat er stets eine aufgeklärte humanistische und offene arabische Kultur verteidigt, die er von islamistischen Fanatikern und Diktaturen bedroht sah und sieht.

Sein Roman La Fleur du Laurier Rose beschreibt das Leben von maghrebinischen Frauen in Deutschland und gewann 2004 den Kritikerpreis. Seine auch ins Englische übersetzte Novelle La Tortue (Die Schildkröte) wurde vom Komitee des afrikanischen Caine Preises unter Vorsitz des Nobelpreisträgers J. M. Coetzeen zu den besten fünf Novellen Afrikas im Jahr 2000 gezählt.

2004 kehrte Mosbahi nach Tunesien zurück. Diese Rückkehr inspirierte ihn zum Roman Histoire Tunisienne, der Elend und Verzweiflung der jungen Tunesier unter dem Regime von Ben Ali beschreibt. Die englische Übersetzung dieses Romans erschien im Herbst 2011 unter dem Titel Tunisian Tale. Auch der Roman L’orphelin du temps verarbeitet die Eindrücke seiner Rückkehr nach Tunesien.

Sein nächstes Romanprojekt ist die Geschichte einer “amour fou” des berühmten andalusischen Mystikers Ibn Arabi. Dieser wird noch heute von Islamisten gehasst, seine Schriften wurden mehrfach verbrannt.

Mosbahis literarische Projekte beschwören eine moderne, humanistische arabische Kultur, die sich der geistigen Aufklärung der Welt öffnet.

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